Polydipsie | wenn man ständig Durst hat

Polydipsie ist der Fachbegriff für übermässigen Durst. Die primäre Polydipsie bezeichnet dabei übersteigerten Durst ohne eine zugrunde liegende körperliche Ursache, wie zum Beispiel organische Schäden. Eine kurze Übersicht über mögliche Ursachen und Tipps zur Vorsorge kann Ihnen helfen, sich selbst besser einzuschätzen.

Frau trinkt Wasser

Foto von Daria Shevtsova von Pexels

Polydipsie Definition und Symptome

Polydipsie tritt meistens auf, wenn der Harn in den Nieren nicht ausreichend konzentriert werden kann und der Körper ungewöhnlich viel Wasser über den Urin verliert. Polyurie, also das übersteigerte Ausscheiden von Urin, geht in den meisten Fällen mit der Polydipsie einher. Bedingt zum Beispiel durch körperliche Tätigkeit oder besonders heisses Klima kann das Syndrom kurzzeitig auftreten und ist absolut unbedenklich. Dauert die übermässige Flüssigkeitsaufnahme und ein ungewöhnlicher Durst zusammen mit häufigen Toilettengängen an, sollten Sie sich von einem Arzt untersuchen lassen, denn dann kann eine organische Ursache dafür verantwortlich sein.

Diagnose – Woher kommt Polydipsie?

Der sogenannte Dursttest (Blutbild) kann mögliche Schäden von Leber oder Niere schnell als Ursachen ausschliessen. Auch einige Erkrankungen der Schilddrüse und bestimmte Formen von Diabetes können mit einem medizinischen Bluttest ausgeschlossen werden. Sollten Sie Unregelmässigkeiten bei der Aufnahme oder Abgabe von Flüssigkeit verspüren, kann ein Fachmann also schnell weiterhelfen, um das Risiko von Krankheiten möglichst gering zu halten.

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Gesundheitsgefährdende Ursachen

Eine weitere körperliche Ursache für gesteigerten Durst kann die Diarrhoe sein. Bei Durchfall ist meist der Darmtrakt erkrankt und in den Darm wird ungewöhnlich viel Wasser eingeschwemmt. Das überflüssige Wasser wird über den After ausgeschieden. Aufgepasst! Auch Durchfall kann schnell gefährlich werden, besonders bei Älteren. Sollten Sie mehrere Tage hintereinander an Symptomen wie wässrigem oder breiigem Stuhl leiden, lassen Sie sich unbedingt von einem Arzt behandeln.

Übersteigerter Durst kann auch durch verschiedene Medikamente oder den Einfluss von Rauschmitteln wie Alkohol bedingt sein.

Eine sehr geläufige Ursache für Polydipsie ist Diabetes. Es sind Typ 1 und Typ 2 gleichermassen betroffen. Dem Körper fehlt bei Zuckerkranken das sogenannte Insulin, das Zucker der Nahrung aus dem Blut in die Körperzellen befördert. Bei Diabeteskranken sammelt sich vermehrt Zucker im Blut an, was der Körper verstärkt über den Urin ausscheidet. Dadurch entsteht ein sehr starkes Durstgefühl.

Wie gefährdet bin ich?

Keine Sorge – organische Läsionen sind in den seltensten Fällen der Grund für Ihr übersteigertes Durstgefühl. In den meisten Fällen ist Polydipsie medikamentös bedingt, beispielsweise sorgt das Asthmamedikament mit Kortison oder auch das Nahrungsergänzungsmittel Kreatin für eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme des Körpers.

Primäre Polydipsie – Was, wenn keine körperliche Ursache zu finden ist?

Ist die Polydipsie nicht als das Symptom einer zugrundeliegenden Krankheit zu verstehen, sondern bildet alleinstehend die Problematik, ohne dass körperliche Schäden festgestellt werden können, spricht der Mediziner von primärer Polydipsie. Diese hat oft psychische Ursachen – das Trinken oder der Gang zur Toilette wird für manche zu einem regelrechten Zwang. Manche Kraftsportler sorgen mit bestimmten Mitteln und bewusst übersteigertem Flüssigkeitskonsum absichtlich für eine Verwässerung der Muskelzellen, um insgesamt kräftiger zu wirken. Junge Frauen bilden sich ausserdem oft ein, das häufige Nippen am Wasserglas würde das Hungergefühl stillen und dem Magen ein Völlegefühl vorspielen. In diesen Fällen kann die Beratung durch einen fachkundigen Therapeuten oder Psychiater weiterhelfen.

Risiken und Folgen – was kann passieren?

Angenommen, Ihre Polydipsie kann auf die Erkrankung eines oder mehrerer Organe zurückgeführt werden, so ist eine möglichst frühe Erkennung unter Umständen lebensrettend. Auffällige Signale Ihres Körpers sollten Sie unter keinen Umständen ignorieren. Zu viel Trinken ist für den Körper auf Dauer ebenso schädlich wie zu wenig zu trinken. Wichtige Mineralstoffe werden aus dem Blut gespült und die Zellen verwässern. In schweren Fällen kommt es zur Verdünnungshyponatriämie, also einem Mangel an Salz im Blut, was lebensgefährliche Schädigungen der Nervenbahnen im Gehirn nach sich ziehen kann.

Wie viel Wasser sollte man trinken?

Ein gesunder Erwachsener benötigt in der Regel zwischen 1,5 und 3 Litern Wasser am Tag und kann ungefähr drei bis vier Gläser Wasser pro Stunde verarbeiten. Trinken Sie einmal mehr, ist das absolut ungefährlich und kann vom Körper schnell ausgeglichen werden. Problematisch wird die Polydipsie erst nach dauerhaft übersteigerter Flüssigkeitszufuhr.

Hausmittel zur ersten Hilfe

Ähnlich wie bei der Diarrhoe muss vor allem der Mineralstoffhaushalt im Gleichgewicht gehalten werden. Salzstangen und Cola gelten als bekanntestes Hausmittel bei Durchfall. Tatsächlich ist der hohe Gehalt von Zucker und Salz darin hilfreich, um nicht zu viele Nährstoffe zu verlieren. In Apotheken sind ausserdem Elektrolytmischungen erhältlich. Diese lassen sich bei Polydipsie in die aufgenommene Flüssigkeit beimischen. Gesundheitliche Schäden können auf diese Weise vermieden werden. Wenn Ihre Symptome auch nach Tagen nicht abklingen, oder unabhängig von äusseren Umständen, wie Hitze oder Anstrengung auftreten, sollte unter medizinischer Betreuung nach der Ursache für Ihren erhöhten Durst geforscht werden.

Fazit zu Polydipsie

Viel trinken ist bekanntlich gesund, denn zu wenig Flüssigkeit im Körper ist Hauptursache für viele Beschwerden des Körpers. Steigt der Durst aber über das normale Mass von maximal 3 Litern Wasser pro Tag hinaus, kann das ein Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Steckt keine Krankheit dahinter, geht man von psychischen Ursachen aus. Auch bestimmte Situationen, wie mehr trinken aufgrund von Hitze, sind erstmal harmlos, solange sie nur temporär auftreten.

 

 


Quellen

https://flexikon.doccheck.com/de/Polydipsie

Ploier, Robert: 2013Differenzialdiagnosen in der Kinder- und JugendmedizinDOI: 10.1055/b-0034-33847